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Zwischen Furcht und Hoffnung

Trotz Corona geht die Friedensarbeit in Kambodscha weiter

Die offiziellen Zahlen an COVID-19-Erkrankungen in Kambodscha sind bislang noch niedrig, doch das Land bereitet sich auf den Ernstfall vor. Angesichts zunehmender Einschränkungen des öffentlichen Lebens fürchten viele Menschen um ihre Existenz. Gleichzeitig gibt es Zeichen der Solidarität in der Bevölkerung, die Hoffnung machen.
Kambodscha Corona 1
© Savann Oeurm

Wie in vielen Teilen der Welt sind die Straßen in Kambodscha in diesen Tagen spürbar ruhiger geworden. Eine Ausgangssperre gibt es zwar noch nicht, darum geht es in der Hauptstadt Phnom Penh weiterhin geschäftig zu. Doch es sind weniger Menschen unterwegs als gewöhnlich und die Pagoden bleiben leer, da religiöse Aktivitäten zurzeit untersagt sind. Schulen und viele Verwaltungsbüros haben geschlossen. Mitte April sagte die Regierung das kambodschanische Neujahrsfest ab und schränkte die Bewegungsfreiheit ein, um zu verhindern, dass die Menschen während der Feiertage innerhalb des Landes verreisen. So soll die Verbreitung des Virus minimiert werden.

Angesichts der düsteren Aussichten für die Wirtschaft bangen viele Menschen um ihren Lebensunterhalt und den ihrer Familien. Seit Anfang April mussten beispielsweise bereits mehr als hundert Textilfabriken vorerst schließen, da die Lieferketten unterbrochen sind und Aufträge aus dem Ausland wegfallen. Eine weitere Befürchtung ist, dass die Lebensmittelpreise ansteigen könnten, wenn es in der heimischen Produktion und bei Importen zu Einschränkungen und Engpässen kommt.

Gesundheitssystem ist nicht vorbereitet

„Weder das Sozialsystem noch die medizinischen Einrichtungen sind auf eine lang anhaltende Gesundheitskrise vorbereitet“, so Ilona Kuhangel, Landesdirektorin des forumZFD in Kambodscha. „Wenn sich das Virus ausbreitet und die Wirtschaft in eine Rezession fällt, hätte dies verheerende Folgen für große Teile der Bevölkerung. Die soziale Absicherung ist unzureichend und viele Menschen haben keine Rücklagen, um den Verlust ihres Arbeitsplatzes aufzufangen.“

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Die offiziell gemeldeten Zahlen an COVID-19-Erkrankungen sind im Vergleich zu benachbarten Staaten bislang eher niedrig. Die Johns Hopkins University verzeichnete Mitte April etwas über hundert Infizierte und keine Todesopfer. In Malaysia, Thailand, Indonesien und auf den Philippinen sind dagegen schon jeweils mehrere tausend Fälle registriert. Allerdings gibt es in Kambodscha derzeit nur ein Labor, das Tests auf das Coronavirus durchführen kann.

Die deutsche Regierung gab im März bekannt, sie wolle Kambodscha mit 1,5 Millionen Euro unterstützen, um die Testkapazitäten auszubauen und einer Gesundheitskrise vorzubeugen. Auch andere Länder haben sich eingeschaltet: China stellt Phnom Penh neben Geld auch medizinisches Personal und Tests zur Verfügung.

Es fehlt an verlässlichen Informationen

Ob die internationale Hilfe dazu beitragen kann, eine Ausweitung der Pandemie in Kambodscha zu verhindern oder zumindest abzumildern, bleibt offen. Ein großes Problem ist, dass viele Menschen keinen Zugang zu verlässlichen Informationen haben, etwa über die richtige Prävention. Ilona Kuhangel erklärt: „Die meisten Informationen über das Virus, die internationale Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation veröffentlichen, stehen nur auf Englisch zur Verfügung, sodass weite Teile der Bevölkerung sie nicht verstehen. Hinzu kommt, dass sehr viele irreführende oder schlichtweg falsche Nachrichten in den sozialen Netzwerken kursieren. Das schürt nicht nur Ängste, sondern macht es für die Menschen auch sehr viel schwerer, sich richtig zu schützen.“

Das Team des forumZFD in Kambodscha teilt daher gezielt Informationen der Weltgesundheitsorganisation über soziale Netzwerke. Auch Mitglieder der Partnerorganisationen beteiligen sich an der Aufklärungsarbeit. Venerable Sovechea, Rektor der Buddhistischen Universität Battambang, mit der das forumZFD zusammenarbeitet, sollte eigentlich ab März einen zehnwöchigen Kurs der Akademie für Konflikttransformation in Königswinter besuchen. Auf dem Weg zum Flughafen erfuhr er, dass die Reise nach Deutschland wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden musste. Nun nimmt er stattdessen von Kambodscha aus am Online-Kurs der Akademie teil und hilft gleichzeitig, seine Landsleute über die Gefahren durch das Virus zu informieren. Dabei setzt der buddhistische Mönch ein Zeichen für die Verständigung zwischen den Religionen, etwa indem er gemeinsam mit Enrique Figaredo, dem katholischen Bischof von Battambang, über die richtige Handhygiene aufklärt.

Gemeinsam gegen Corona: Der Buddhist Venerable Sovechea und der Katholik Enrique Figaredo, hier beim Fest zum Weltfriedenstag 2019, klären ihre Landsleute über die richtigen Hygienemaßnahmen auf.

In Battambang, wo das forumZFD mit einem Projektbüro vertreten ist, stellen diejenigen, die es sich leisten können, Päckchen mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln vor ihre Haustüren, damit Bedürftige sich versorgen können. Es sind diese kleinen Zeichen der Solidarität, die dem Team des forumZFD in Kambodscha Hoffnung machen. Denn die Einschränkungen des öffentlichen Lebens stellen auch die Friedensarbeit vor ungeahnte Herausforderungen.

„Friedensarbeit geht weiter“

Geplante Veranstaltungen wie zum Beispiel Trainings in Konflikttransformation mit Partnerorganisationen mussten abgesagt oder verschoben werden. Persönliche Treffen mit Partnerorganisationen, die für den Aufbau von Vertrauen so wichtig sind, sind aktuell nicht mehr möglich. Alle Teammitglieder arbeiten von zu Hause aus. Landesdirektorin Ilona Kuhangel ist dennoch zuversichtlich: „Wir haben uns schnell auf die neue Situation eingestellt und tauschen uns täglich per Videokonferenz aus. Da wir in Kambodscha an zwei Standorten arbeiten, die etwa sechs Autostunden voneinander entfernt liegen, sind wir solche Besprechungen übers Internet gewöhnt. Auch mit unseren Partnerorganisationen stehen wir in engem Kontakt und entwickeln neue Ideen. Zum Beispiel arbeiten wir aktuell daran, Schulungen online anzubieten. Unsere Friedensarbeit geht weiter, auch beziehungsweise gerade in Zeiten von Corona.“

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