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Mit Graffiti im Einsatz für eine bessere Zukunft

22 Jugendliche aus drei Ländern tauschen Erfahrungen aus

Die Nachkriegsgesellschaften in Bosnien und Herzegowina, dem Kosovo und Nordmazedonien sind bis heute von tiefen Gräben durchzogen. Junge Aktivistinnen und -aktivisten engagieren sich für den Frieden. Beim Regionaltreffen des Projekts "The Future We Want", das vom forumZFD gemeinsam mit lokalen Partnern umgesetzt wird, tauschten die jungen Menschen Erfahrungen und kreative Aktionsideen aus.
“THE FUTURE WE WANT” REGIONAL EXCHANGE
© forumZFD

In den Ländern des westlichen Balkans sind junge Menschen unterschiedlicher Herkunft heutzutage mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert: Ihr Lebensumfeld ist häufig von sozialen Spaltungen und Ausgrenzung geprägt. Die tiefen Gräben, die die Gesellschaften etwa in Bosnien und Herzegowina, dem Kosovo und Nordmazedonien durchziehen, sind ein Erbe der Konflikte der jüngeren Vergangenheit.

Jugendliche sind in ihrem Alltag besonders stark betroffen und ständig negativen Einflussfaktoren ausgesetzt, zum Beispiel in Form von getrennten Schulsystemen. Nationalistische politische Rhetorik und propagandistische und einseitige Medienberichterstattung verstärkt die gesellschaftlichen Spaltungen zusätzlich. Zudem sind im familiären Umfeld der Jugendlichen oftmals direkte Traumata vorhanden.

„Die Zukunft, die wir wollen“

Das Projekt „The Future We Want“ (zu Deutsch: „Die Zukunft, die wir wollen“) geht auf diese Problematik ein. Es wird vom forumZFD in Bosnien und Herzegowina, dem Kosovo und Nordmazedonien gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen durchgeführt. Durch den Aufbau von Kompetenzen erhalten die Jugendlichen das Wissen und die Fähigkeiten, um Vorurteile und ethnozentrische Narrative zu hinterfragen. Bei lokalen Friedensaktionen haben sie Gelegenheit, ihre neugewonnenen Kenntnisse direkt in die Tat umzusetzen.

Ein Höhepunkt des Projekts war der regionale Jugendaustausch in Novi Pazar in Serbien, der vom 28. November bis zum 1. Dezember 2019 stattfand. Erstmalig kamen 22 junge Friedensaktivistinnen und -aktivisten aus drei Ländern zusammen. Sie teilten Erfahrungen und Ideen, diskutierten über Theorie und Praxis von Friedensaktivismus und konnten sich methodisch fortbilden.

Jugendliche entwickeln kreative Friedensaktionen

Praktische Erfahrung im Einsatz für den Frieden brachten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereits mit: Im Vorfeld des Austausches hatten sie gruppenweise in ihren Heimatorten lokale Friedensaktionen organisiert. Die Aktionen fanden zwischen September und November statt. Zunächst hatte jedes Team ein Kernproblem für die Jugendlichen in ihrer Gemeinde ermittelt und eine oder mehrere maßgeschneiderte Aktionen durchgeführt. Ihre Erfahrungen aus der Vorbereitung und Durchführung stellten die Teams bei dem Jugendaustausch in Novi Pazar vor.

Vorurteile, Diskriminierung und Gewalt, insbesondere Hassreden und Mobbing, zählten zu den hauptsächlichen Problemen, die die Gruppen ermittelt hatten. Um diese Probleme anzugehen, nutzten sie unterschiedliche Methoden und Werkzeuge und führten vielfältige Aktionen durch. Einige Jugendliche übermalten beispielsweise Hass-Graffiti mit Friedensbotschaften. Andere konzipierten Spiele für Grundschulkinder, um Bewusstsein für die Bedeutung und die Auswirkungen von Gewalt zu vermitteln, oder produzierten einen Kurzfilm, der auf die Probleme von Jugendlichen eingeht. Eine weitere Gruppe organisierte einen kulturellen Besuch beider Seiten der geteilten Stadt Mitrovica im Kosovo.

© forumZFD

Bei der Vorstellung der Projektaktivitäten in Novi Pazar konnten sich die Jugendlichen über gemeinsame Schwierigkeiten und Hindernisse austauschen und Empfehlungen für künftige Aktionen erarbeiten. Anschließend fanden zahlreiche Workshops statt, in denen die jungen Leute mithilfe der Trainerinnen und Trainern die Konzepte von Frieden, Konflikt und Gewalt analysierten.

Ein besonderer Fokus lag auf dem Verständnis verschiedener Formen von Gewalt, ihrer Gründe und Folgen. Die Workshops boten eine Inspiration für die jungen Aktivistinnen und Aktivisten, wie sie Gewalt in all ihren Formen (direkte Gewalt, kulturell, strukturell) durch effektive und kreative Friedensaktionen entgegenwirken können. Darüber hinaus erhielten die Teilnehmenden praktische Tipps für das Verfassen von Projekten: Sie lernten, Probleme in dem jeweiligen Kontext zu analysieren und einen Projektvorschlag zu strukturieren.

Die Arbeit, die während des regionalen Austausches angestoßen wurde, wird im Jahr 2020 fortgeführt und verstärkt. Unter anderem wurde eine neue Online-Plattform eingerichtet, die den kontinuierlichen Austausch zwischen den Aktivistinnen und Aktivisten ermöglicht. Dadurch wird das sogenannte Peer-to-Peer-Lernen gefördert, bei dem die Jugendlichen voneinander lernen und so die Wirkung ihrer Erfahrungen verstärken.

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