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„Deine Stimme macht den Unterschied“

Zur Rolle von Frauen in der Friedensarbeit

Anlässlich des Internationalen Frauentags möchten wir Ihnen einige der beeindruckenden Frauen vorstellen, die sich im Libanon tagtäglich für eine friedlichere Gesellschaft einsetzen: Farah, Hafiza, Raghida und Rita. Alle vier sind enge Partnerinnen des forumZFD. Ihre Geschichten zeigen, dass es ohne Gleichberechtigung keinen Frieden geben kann.
 Women's Day
© forumzfd

Jede Frau kann Frieden schaffen!

Indem Frauen patriarchale Definitionen von „Frieden“ hinterfragen, zeigen sie, dass kein Frieden erreicht werden kann, wenn nicht alle Menschen beteiligt werden. Von der höchsten diplomatischen Ebene bis hin zum basisdemokratischen Level können Frauen Friedens- und Dialogprozesse mitgestalten. Wenn sie ihre Stimmen erheben, ebnen sie den Weg für andere Frauen und ermutigen diese, ebenfalls für Frieden einzustehen.

Weltweit und auch im Libanon sind Frauen vielen Formen der Geschlechter-Diskriminierung ausgesetzt: Sie haben nicht dieselben Rechte wie Männer, manche Mädchen werden zwangsverheiratet und Hausangestellten werden nicht selten ihre Pässe abgenommen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, diejenigen Frauen zu würdigen, die sich für Frieden und Gleichberechtigung einsetzen. Frauen verdienen es, gesehen, gehört und respektiert zu werden! Die vier Frauen, die wir Ihnen vorstellen möchten, geben sich nicht mit dem Status Quo zufrieden. Jede von ihnen setzt sich auf ihre Weise für Frieden ein.

Frieden braucht Sie!

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Farah Wardani: Theater für den Frieden

© Laban

Friedensarbeit hat viele Gesichter. Jede der Frauen bringt ihre ganz eigenen Fähigkeiten und Talente ein. Farah Wardani zum Beispiel ist Schauspielerin und Psychologin. Vor 14 Jahren hat sie das Theater-Kollektiv Laban لَبَنْ gegründet. Die Organisation baut Brücken zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen im Libanon. Solche Projekte werden dringend benötigt in einem Land, in dem der Bürgerkrieg tiefe Wunden hinterlassen hat.

Mithilfe von Theatermethoden setzen sich Farah und ihre Mitstreiter*innen für Veränderungen ein: Ihre Aufführungen halten der Gesellschaft den Spiegel vor und beleuchten bestehende Konflikte. Farah sieht im Theater „einen alternativen öffentlichen Raum, wo sich Menschen begegnen und Veränderungen anstoßen können“. Sie ist überzeugt, dass diese Methoden großes Potential haben, um Aufmerksamkeit für wichtige gesellschaftliche Themen zu schaffen, Versöhnung zu ermöglichen und die Vergangenheit zu bewältigen – Theater habe fast schon eine therapeutische Wirkung, so Farah. Es ermögliche den Menschen, neue Blickwinkel auf die Wirklichkeit zu gewinnen.

Eines möchte sie den nächsten Generationen von Friedensstifterinnen mitgeben: „Ich sehe es als unsere Verantwortung, starke und friedliche Gemeinschaften aufzubauen. Und die gute Nachricht ist: Wir Frauen haben die Macht, genau das zu tun!“

Hafiza Hawaili: Starke Frauen in Flüchtlingscamps

© WPA

Häusliche Gewalt ist ein großes Problem im Libanon. Die multiplen Krisen, die das Land erlebt, haben auch zur Folge, dass immer mehr Frauen und Mädchen dieser Gefahr ausgesetzt sind. Seit über 30 Jahren schon engagiert sich die Community-Aktivistin Hafiza Hawaili gegen häusliche Gewalt. Sie macht sich insbesondere für Frauen und Mädchen aus benachteiligten Familien stark und ermutigt diese, selbst aktiv zu werden und ihre Stimme zu erheben.

Hafiza leitet die Arbeit von neun Programmen speziell für Frauen (Women Programmes Associations) in Camps für palästinensische Geflüchtete im Libanon. Im Mittelpunkt steht dabei, den sozialen Zusammenhalt in den Camps zu stärken: Die Aktivist*innen verbessern zum Beispiel die Infrastruktur vor Ort und stellen Sport- und Kulturangebote auf die Beine. Solche Projekte stärken das Vertrauen zwischen den Menschen vor Ort und verbessern das Zusammenleben. Hafiza betont, dass es besonders darauf ankomme, die Frauen zu bestärken, für ihre Rechte und Bedürfnisse einzustehen. Dies senke das Risiko von Konflikte aufgrund geschlechterbasierter Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung. Ihre Botschaft an andere Frauen: „Deine Stimme und deine Taten machen den Unterschied!“

Raghida Hamieh: Gleichberechtigung für alle

© forumZFD Lebanon

Die Trainerin Raghida Hamieh setzt sich für mehr Gleichberechtigung in der Friedens- und Entwicklungszusammenarbeit und in der humanitären Hilfe ein. Für sie ist es von zentraler Bedeutung, Geschlechter-Normen und Machtgefälle zu hinterfragen und zu durchbrechen – ohne Geschlechtergerechtigkeit könne es keine friedlichere Zukunft geben, ist sie überzeugt. In ihren Fortbildungen beleuchtet Raghida die Zusammenhänge zwischen Gender, Frieden und Konflikten, und thematisiert die unterschiedlichen Formen von Diskriminierung, mit denen Frauen tagtäglich konfrontiert sind: etwa ungleiche Bezahlung, ungleiche Karrierechancen und Geschlechter-Klischees, die sich im Bildungssystem hartnäckig halten.

Raghida betont, dass Gleichberechtigung nicht als Kampf zwischen Männern und Frauen dargestellt werden sollte. Vielmehr gehe es dabei um die Rechte und Chancen aller Menschen – unabhängig von ihrem Geschlecht oder anderen Merkmalen. Raghidas Botschaft: „Ihr alle tragt große Schätze in euch – und das ist genug, um den Kampf gegen das Patriarchat zu gewinnen.“

Rita Ayoub: Gewaltfreie Kommunikation

© forumZFD Lebanon

Im Libanon gibt es bis heute viele unterschiedliche Perspektiven auf den Bürgerkrieg. Das Land ist nach wie vor tief gespalten, was sich auf die Politik und das tägliche Zusammenleben auswirkt. Damit es trotz allem Räume für offenen Dialog geben kann, braucht es Expert*innen in gewaltfreier Kommunikation – Expert*innen wie Rita Ayoub. Rita setzt sich für die Versöhnung zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften ein und wendet dabei die Methoden und die Philosophie der gewaltfreien Kommunikation an.

Sie ist überzeugt, dass uns Veränderungen in unserer Sprache dem Frieden näher bringen können: „Ich denke, dass wir zu einer friedlicheren Welt beitragen, wenn wir Kindern, Eltern und Lehrkräften gewaltfreie Kommunikation näherbringen und diese Methoden in der Gesellschaft insgesamt verbreiten. So ermöglichen wir es den Menschen, ihre eigenen Gefühle besser zu verstehen und Strategien zu entwickeln, damit umzugehen. Wenn ich mir darüber klar werde, was ich selbst brauche, dann nehme ich auch mehr Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer. Das ist ansteckend, es ist wie ein Schneeball!“

Bereits seit über zehn Jahren setzt sich Rita dafür ein, gewaltfreie Kommunikation im Libanon, in Syrien und in der arabischen Welt zu verbreiten. Das habe ihr Leben verändert, erzählt sie: „Während der libanesischen Revolution habe ich Gesprächskreise mit 30 bis 40 Teilnehmenden organisiert, die keine Ahnung hatten von gewaltfreier Kommunikation. Die Kreise haben ihnen einen Ort gegeben, wo sie ihre Gefühle ausdrücken konnten, ohne dafür verurteilt zu werden – und das allein hatte schon eine unglaublich heilende Wirkung.“

Um Kreisläufe von Gewalt zu durchbrechen, empfiehlt Rita, die eigenen Gefühle zu erforschen und wertfrei zu kommunizieren. Von dort sei es nur noch ein kleiner Schritt, um sowohl auf die eigenen Bedürfnisse als auch auf die Bedürfnisse unserer Mitmenschen mehr Rücksicht zu nehmen. Ihr Rat: „Nimm deine Gefühle an – sie sind ein Teil von dir. Das hilft dir dabei zu erkennen, was du wirklich brauchst.“

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