Die neue Partnerorganisation „PAGTUKUSAN“ ist ein Netzwerk aus Manobo-Anführer*innen aus den philippinischen Gemeinden Esperanza, San Luis und Bayugan City. Die Manobo sind eine von vier indigenen Gruppen in dieser Gegend. Wie der Großteil der indigenen Menschen wurden sie von ihrem angestammten Land verdrängt. Ihre indigenen Traditionen, Bräuche und politischen Systeme wurden marginalisiert. Wegen dieser Erfahrungen bemüht sich „PAGTUKUSAN“ nun selbstbestimmt zu handeln, indem sie in ihren Gemeinschaften ihr traditionelles Rechtssystem zur Konfliktbearbeitung nutzen.
Der Name PAGTUKUSAN leitet sich von dem Wort tukos ab, was Verbindung bedeutet. Bereits seit 1982 engagiert sich die Organisation auf den Philippinen.
forumZFD und PAGTUKUSAN wollen die traditionellen Ansätze zur Konfliktbewältigung mit Methoden der Konfliktanalyse und gewaltfreier Konflikttransformation ergänzen. So will PAGTUKUSAN lernen, langjährige Probleme wie Land- und Ressourcenkonflikte nachhaltig zu bearbeiten. Dadurch können auch die Ursachen anderer Missstände, wie wirtschaftliche und soziale Marginalisierung, angegangen werden.
Dem forumZFD ist eine starke Partnerschaft wichtig, die indigene Praktiken und Regierungsstrukturen der Manobo respektiert. Wie Baylan Ireneo Rico, Anführer und spirituelles Oberhaupt von PAGTUKUSAN, erklärt, war das Netzwerk in der Vergangenheit kaum selbst in die Entwicklung von Projekten eingebunden. Deswegen legt die Organisation großen Wert darauf, auf Augenhöhe mit dem forumZFD zusammenzuarbeiten und ist aktiv in gemeinschaftliche Projekte eingebunden.
Zur Unterschrift des Partnerschaftsvertrags fand eine offizielle Feier statt. Zunächst wurden in zwei traditionellen Ritualen die Vorfahren um Erlaubnis und Führung gebeten („sugnot“) und negative Energien vertrieben („pangudab“), die der Zusammenarbeit im Wege stehen könnten. Für musikalische Begleitung sorgte eine Jugendtanzgruppe und traditioneller Gesang („tud-om“) der Manobo.
Vor Unterzeichnung der Zustimmungserklärung tauschten PAGTUKUSAN und forumZFD eine traditionelle Geste der gegenseitigen Akzeptanz und Aufrichtigkeit aus. Das sogenannte „manggad“ – auch Friedensangebot – ist ein Austausch von Symbolen des guten Willens. Üblicherweise wird es zwischen Konfliktparteien in Dialogprozessen ausgetauscht, wenn sich die Akteure einigen können und der Konflikt beigelegt wird. Die neue Partnerschaft erstrebt die Wiederbelebung indigener Rechtsmechanismen wie beispielsweise eben jener Geste ergänzend zu Strategien gewaltfreier Konfliktbearbeitung.
Für die Unterstützung der anwesenden Gäste ist das forumZFD sehr dankbar. Es hatten sowohl Regierungs- als auch Nichtregierungsakteur*innen an der Zeremonie teilgenommen. Durch ihre Teilnahme drückten sie ihre Anerkennung gegenüber der indigenen Bevölkerung aus. Als Zeug*innen der Veranstaltung unterzeichneten sie auch die Zustimmungserklärung. Mehrfach betonten Gäste den ausführlichen Zustimmungsprozess, der im Einklang mit dem traditionellen indigenen politischen System der Manobo stand. Ein freier, transparenter Prozess sei ein wesentliches Recht der indigenen Menschen auf den Philippinen, das leider nicht immer beachtet werde, so Adelaida Buyog, Mitarbeiterin der National Commission on Indigenous Peoples.
Nach Samuel Behing “Datu Lumad”, einem Repräsentanten der Manobo-Gruppe aus der Gemeinde Sibagat, könne der stattgefundene Einigungsprozess als Vorbild für andere indigene Gemeinschaften in der Gegend fungieren. Es sei wichtiger denn je, dass sich die Führenden der indigenen Gruppen traditionelle Mediation („husoy“) praktizierten. Das Gerechtigkeitssystem der Manobo basiere nicht darauf, wer gewinnt oder wer verliert, sondern wer sich bemüht, zwischenmenschliche Beziehungen wiederherzustellen.
In diesem Sinne freut sich das forumZFD auf die anstehende Zusammenarbeit mit „PAGTUKUSAN“ und der gesamten Manobo-Gemeinschaft.