Filme können uns unterhalten, zum Lachen und Weinen bringen. Sie können uns aber auch zum Nachdenken anregen und unsere Sichtweise auf die Gesellschaft verändern. Die Beirut Film Society, eine libanesische NGO, glaubt an die Macht von Filmen, um gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen.

Aus diesem Grund fördert der Verein das Konzept des „responsible filmmaking“ („verantwortungsvolles Filmemachen“). Durch Aktivitäten wie Filmvorführungen, Festivals, Workshops, Seminare und Networking-Veranstaltungen bereichert die Beirut Film Society die Filmlandschaft im Libanon und sensibilisiert u.a. für Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, Frauen- und Kinderrechte, Friedensförderung und vieles mehr.

Einen besonderen Schwerpunkt legt die Organisation auf die Förderung der nächsten Generation verantwortungsbewusster Filmemacher*innen: Insbesondere Mädchen werden ermutigt, sich auszudrücken und ihre Hoffnungen, Ängste, Herausforderungen, Träume und Ambitionen ungehindert mitzuteilen. Ein Beispiel ist das Projekt „Girls for Change“ („Mädchen für Veränderung“). Es hilft Mädchen, mit traumatischen Erfahrungen umzugehen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und ihre Geschichten in eigenen Worten zu erzählen. Nach der Explosion im Hafen von Beirut ist dies immer wichtiger geworden, da viele junge Menschen durch die Katastrophe (re-)traumatisiert wurden. Das forumZFD hat sich daher entschlossen, dieses Projekt mit den Spendengeldern zu unterstützen, die nach der Explosion in Deutschland gesammelt wurden.

„Nach jedem schlechten Ereignis gibt es auch Hoffnung"

Im Frühjahr 2021 führte die Beirut Film Society zwei viertägige Workshops mit jeweils rund 30 Teilnehmerinnen durch. Die Mädchen im Alter von 13 bis 18 Jahren leben in den Stadtvierteln, die am stärksten von der Explosion betroffen waren. In den Workshops lernten die Mädchen, wie man einen Film produziert: von der Themenwahl über das Schreiben eines Drehbuchs bis hin zu Filmen, Schnitt und Sounddesign. Die Mädchen lernten auch, geschlechtsspezifische Rollenbilder in Filmen zu erkennen und zu lernen, wie sie diese durchbrechen können. Mit Unterstützung erfahrener Medientrainer*innen produzierten die Mädchen insgesamt sechs Videos, die im Juli 2021 während des Internationalen Beiruter Frauenfilmfestivals präsentiert wurden. Außerdem werden die Videos auf vielen nationalen und internationalen Filmfestivals in aller Welt gezeigt.

Die Beirut Film Society achtete während den Workshops sorgfältig auf die emotionalen Bedürfnisse aller Teilnehmenden. Alle Trainer*innen wurden in Traumasensitivität ausgebildet und konnte die Mädchen unterstützen, wenn schmerzliche Erinnerungen aufkamen. Zusätzlich begleiteten eine Therapeutin und Psychologin die Workshops und brachten den Mädchen Strategien bei, mit negativen Emotionen und Stress umzugehen.

Die Arbeit an den Filmen half den jungen Frauen, mit dem zurechtzukommen, was sie durchmachen mussten. „Die Explosion war eine sehr schlimme Erfahrung“ erinnert sich eine 15-jährige Teilnehmerin. „Ich war lange Zeit sehr pessimistisch. Ich hatte alle Hoffnung verloren und dachte, es würde wieder passieren, und dann würden wir alle sterben“. Während des Workshops fand sie mit ihrem Team einen kreativen Umgang mit ihren Erinnerungen und Gefühlen. Die Protagonistin im Video zeichnet die Explosion nach – allerdings in Form eines Baumes. „Das symbolisiert, dass es nach jedem schlechten Ereignis auch Hoffnung gibt. Es wird nicht den Rest deines Lebens bestimmen. Du wirst stärker werden, Mut gewinnen und als Mensch wachsen“.

Eine Übersicht über alle Projekte, die das forumZFD nach der Explosion in Beirut mit Spenden unterstützt hat, finden Sie hier.