Nach dem Ende des Libanesischen Bürgerkriegs befand sich das Land in einer Art kollektivem Gedächtnisschwund hinsichtlich der Ereignisse während des Krieges. Die Unterdrückung der Erinnerung sollte den Menschen den Blick nach vorne ermöglichen und die Nation einen. Eine trügerische Annahme, wie die vergangenen 30 Jahre gezeigt haben: Tiefe Brüche und Spannungen prägen bis heute die libanesische Gesellschaft.
Das forumZFD unterstützt im Libanon den gesellschaftlichen Aufarbeitungsprozess des Bürgerkriegs und arbeitet hierfür bereits seit 2014 mit der Libanesischen Gesellschaft für Geschichte (Lebanese Association for History) zusammen. Gemeinsam haben sie das Projekt „From Local History to a wider Understanding of the Past“ (zu Deutsch: „Von der lokalen Geschichte zu einem breiteren Verständnis der Vergangenheit“) ins Leben gerufen und weiterentwickelt.
Das Projekt ist Teil des Programms „Dealing with the Past“ (zu Deutsch: „Die Vergangenheit bewältigen“). Ziel ist es, eine aktive Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Narrativen der umstrittenen historischen Ereignisse in Gang zu bringen, insbesondere mit dem Libanesischen Bürgerkrieg. So fördert das Projekt das Wissen über die Vergangenheit und ermutigt zu inklusiven Debatten über das Kriegsgeschehen.
Mündliche Überlieferungen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen dienen als Methodik, um junge Menschen über den Bürgerkrieg zu unterrichten. Jugendliche der öffentlichen Schulen im Libanongebirge sind aktiv in das Projekt eingebunden: Sie sammeln und dokumentieren eine Vielzahl von Berichten, wie das tägliche Leben der Menschen im Libanon sich während des Krieges änderte. Durch den Dialog zwischen den Generationen erhalten die Schülerinnen und Schüler ein besseres Verständnis der Vergangenheit.
Die erste Phase des Projekts wird in acht öffentlichen Schulen im Libanongebirge durchgeführt. In dieser Region fanden während des Bürgerkriegs bewaffnete Auseinandersetzungen statt. Die erste Projektphase umfasst Klassenbesuche und Workshops, um es den Lehrkräften zu ermöglichen, die mündlichen Geschichtsüberlieferungen und die Auseinandersetzung mit Krieg und Konflikt in ihren Unterricht einzubetten. Die Schülerinnen und Schüler sammeln unterdessen die Berichte der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Abschließend kommen die Beteiligten von allen Schulen zusammen, um über ihre Eindrücke und Erfahrungen zu diskutieren. Dabei wird die Installation “Voices from the Past – Oral History Recorded” (zu Deutsch: „Stimmen aus der Vergangenheit – Aufzeichnungen mündlicher Geschichtsüberlieferung“) gezeigt, um den Projektverlauf mit der Öffentlichkeit zu teilen und die Partner für die nächsten Schritte einzubinden.
In der zweiten Phase des Projekts steht die Analyse, Interpretation und Verbreitung der mündlichen Überlieferungen im Vordergrund. In den teilnehmenden Schulen finden Treffen der Jugendlichen und der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen mit Kunstschaffenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Menschen aus der Praxis statt. Gemeinsam erarbeiten alle Beteiligten eine umfassende Analyse der mündlichen Überlieferungen mittels eines multi-perspektivischen Ansatzes. Dadurch entsteht ein Dialog zwischen den Generationen. Durch die tiefgreifende Auseinandersetzung mit den aufgezeichneten Berichten lokaler Geschichte gewinnen die jungen Menschen ein breiteres Verständnis der Vergangenheit und ihrer Auswirkungen auf die Gegenwart.
Weitere Infos können Sie dem englischsprachigen Projektflyer entnehmen. Ein Video zum Projekt können Sie hier anschauen.
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