Über 60 Teilnehmende schalteten ein, um mehr über die aktuelle Lage und die Friedensarbeit in Jordanien zu erfahren. Seit 2019 hat ein kleines Team die Arbeit des forumZFD vor Ort aufgenommen. Im Online-Gespräch waren Landesdirektor Karim Thabet und Projektkoordinatorin Helena Speidel zu Gast.
Die Aufzeichnung des Gesprächs können Sie hier anschauen:
Zu Beginn des Gesprächs fasste Helena Speidel den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Kontext zusammen. Sie ging zunächst auf die geographische Lage des Landes ein, denn Jordanien liegt inmitten einer Region, aus der uns in Deutschland vor allem Berichte über Kriege und Konflikte erreichen: Das Königreich grenzt im Osten an den Irak, im Norden an Syrien und im Westen an die palästinensischen Gebiete und Israel. Die Stabilität im Vergleich zu den direkten Nachbarstaaten habe Jordanien die Bezeichnung als „Schutzhafen im Nahen Osten“ eingebracht, so Helena Speidel.
Allerdings stellt die Corona-Krise das Land vor große Herausforderungen: Die Wirtschaft hängt stark vom Tourismus ab, der während der Pandemie zum Erliegen gekommen ist. Eine wirtschaftliche Krise würde die ohnehin schon schwierige Versorgung der zahlreichen Geflüchteten im Land weiter beeinträchtigen. Jordanien hat seit den 50er Jahren zahlreiche Schutzsuchende unter anderem aus Palästina und dem Irak aufgenommen. Seit 2011 sind außerdem Schätzungen zufolge etwa 1,4 Millionen Syrer*innen nach Jordanien geflohen. Die hohe Zahl an Schutzsuchenden überfordert vielerorts die Infrastruktur in den Aufnahmegemeinden. Die schwierige Versorgungslage führt zu Spannungen zwischen Einheimischen und Neuankömmlingen.
Vorurteile abbauen, Vertrauen aufbauen
Hier setzt die Friedensarbeit des forumZFD in Jordanien an. Ein wichtiges Ziel ist es, Vorurteile zwischen Einheimischen und Geflüchteten ab- und Vertrauen wieder aufzubauen. „Das können Aufklärungskampagnen sein, Kunstaktionen wie Theaterprojekte oder auch einfach Begegnungsstätten, in denen ein Dialog stattfinden kann“, erklärt Projektkoordinatorin Helena Speidel. Zunächst gelte es aber, die zivilgesellschaftlichen Organisationen vor Ort in die Lage zu versetzen, eigene Projektideen zu entwickeln und umzusetzen.
„Ein erster wichtiger Schritt ist es, die Kapazitäten unserer lokalen Partnerorganisationen in Hinblick auf die Friedensarbeit zu stärken“, so Landesdirektor Karim Thabet. „Wir unterstützen sie zum Beispiel dabei, gemeinsam mit den Gemeinden, in denen sie arbeiten wollen, die vorhandenen Probleme zu analysieren. Anschließend entwickeln wir gemeinsam Lösungsoptionen und Aktivitäten. Das bedeutet, dass unsere Projekte immer eine lange Planungsphase haben – stellt aber auch die Qualität der Arbeit und die langfristige Wirkung sicher.“
Durch die Corona-Krise konnten einige Projektaktivitäten nicht wie geplant stattfinden. Das Team des forumZFD in Amman musste zeitweise komplett im Home Office arbeiten und konnte nicht mehr in die Projektregionen reisen. Doch die Friedensarbeit geht auch in Zeiten der Pandemie weiter: So hat das Team zum Beispiel ein Videoprojekt gestartet, in dem die Menschen von ihrem Corona-Alltag berichten und Tipps geben, wie sie die schwierige Situation bewältigen. Auch die Planungen für die Zeit nach Corona laufen bereits auf Hochtouren. Helena Speidel betont: „Wir bleiben optimistisch!“