Die Friedensarbeit unserer Partnerorganisationen war extrem schwierig im letzten Jahr. Die palästinensische Bevölkerung leidet unter den Schrecken des Krieges. Zehntausende, überwiegend zivile, Tote und schwerstverletzte Menschen sind zu beklagen. Fast die ganze Bevölkerung des Gazastreifens leidet unter akuter Unterversorgung mit Lebensmitteln, miserabler Gesundheitsversorgung und sich rasant ausbreitenden Krankheiten, sie haben kein Dach über dem Kopf und keine Möglichkeit mehr, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Auch zahlreiche Journalist*innen, Mitarbeiter*innen des Gesundheitswesens und humanitäre Helfer*innen wurden Opfer von israelischen Militäroperationen.
Im Westjordanland ist die Bevölkerung mit eskalierender Gewalt durch israelische Militäroperationen und Siedlergruppen konfrontiert, was zu zahlreichen Todesopfern und Zerstörung von wichtiger Infrastruktur führt. Auch die Mitarbeitenden des forumZFD und viele Kolleg*innen unserer Partnerorganisationen sind davon betroffen: Checkpoints und neu errichtete Barrieren stellen massive Hindernisse für Partner und Projektteilnehmende dar, die den Alltag enorm erschweren. Durch die tägliche Gewalt ist es nicht nur sehr gefährlich, sich innerhalb des Westjordanlandes zu bewegen, sondern es ist auch für Inhaber*innen eines Westjordanland-Personalausweises (Westbank ID) nahezu unmöglich geworden, eine Genehmigung für Fahrten nach bzw. Arbeitsaufenthalte in Jerusalem zu erhalten. Einige Teammitglieder und Kolleg*innen von Partnerorganisationen können deshalb nicht an Treffen und Workshops außerhalb des Westjordanlandes teilnehmen.
Israel befindet sich seit einem Jahr im Kriegszustand. Nach den katastrophalen Ereignissen vom 7. Oktober wuchs die Zahl der Trauer-Selbsthilfegruppen in Israel, da ganze Familien und Gemeinschaften brutal ermordet worden waren. Tausende Bewohner*innen aus Ortschaften im Süden wie im Norden Israels wurden evakuiert und sind bis heute nicht in ihre Heimatorte zurückgekehrt. Die Spaltung der israelischen Gesellschaft hat sich weiter vertieft. Dies spiegelte sich auch in Massenprotesten wider, bei denen eine Gruppe für einen Waffenstillstand in Verbindung mit einem Geiselabkommen fordert, während andere die Fortsetzung des Krieges unterstützten. Stimmen, die einen Waffenstillstand fordern und gleichzeitig auf die Lage in Gaza aufmerksam machen wollen, haben es schwer, sich Gehör zu verschaffen, sie sind massiven Anfeindungen ausgesetzt. In Israel lebende Minderheiten haben Angst, sich zu äußern.
Die traumatischen Ereignisse des vergangenen Jahres haben die Menschen in beiden Gesellschaften stark belastet. Darauf haben auf wir reagiert, indem wir psychosoziale Unterstützung in die Projektarbeit mit den Partnerorganisationen integriert haben.
Trotz der schrecklichen Umstände und der wachsenden Herausforderungen setzt unser Team gemeinsam mit unseren Partnern die gewaltfreie Konfliktbearbeitung fort zur Förderung eines friedlichen Zusammenlebens. Widerstandskraft und Motivation unserer Partner sind unerschütterlich. Sowohl in Israel als auch in Palästina sind die Partner mit einem vorherrschenden Kriegs- und Konfliktnarrativ konfrontiert, für dessen Überwindung sie sich weiter einsetzen, um eine gleichberechtigtere und gerechtere Gesellschaft zu erreichen.
In diesen extrem unsicheren Zeiten ist es leicht, in Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zu verfallen. Doch die Einsatzbereitschaft unserer Partner und unsere Kooperation lassen uns weiter daran glauben, dass der Horror des Kriegs überwunden werden kann. Gemeinsam arbeiten wir weiter daran, dass Frieden wieder in greifbare Nähe rückt.