Dealing with the Past

Das 1989 geschlossene Abkommen von Taif bildete die Grundlage für das Ende des Bürgerkriegs. Die darauf folgende Zeit wird häufig als eine staatlich geförderte kollektive Amnesie beschrieben, durch die politische Normalität einkehren sollte. Doch alte Konflikte schwelen weiter, und neue sind entstanden. Die jüngere Geschichte des Libanon ist weiterhin von Konflikten geprägt – und wird im Geschichtsunterricht an den Schulen vollständig ausgeklammert. Bis heute gibt es nur wenige Prozesse in der Vergangenheitsbearbeitung (Dealing with the Past), die die unterschiedlichen Perspektiven der libanesischen Gemeinschaften einbeziehen.


In der Zusammenarbeit mit unseren lokalen Partnerorganisationen versuchen wir diese zu ermächtigen, sich aktiv mit ihren unterschiedlichen Darstellungen historischer Ereignisse am Diskurs zu beteiligen und die gegenseitige Akzeptanz innerhalb der Gemeinschaften im Libanon zu verbessern. Um dieses Ziel zu erreichen, entwickeln wir Schulungen zu Methoden und Hilfsmitteln, die das Lernen über – und aus – der Vergangenheit erleichtern und das gegenseitige Verständnis innerhalb der Gemeinschaften vergrößern. Außerdem arbeiten wir mit verschiedenen Organisationen zusammen, um Synergien zu identifizieren und zu nutzen. Denn trotz der staatlich geförderten kollektiven Amnesie befassen sich die Zivilgesellschaft, Künstler und Akademien aktiv mit der Vergangenheit – oft allerdings ohne von den Bemühungen der anderen zu wissen. Um einen Überblick über die Aktivitäten zu bieten und die Netzwerke in den jeweiligen Feldern zu stärken, haben wir eine Online-Datenbank mit Initiativen aufgebaut, die sich seit 1990 mit Kriegen und Konflikten beschäftigen. Die Datenbank steht der Öffentlichkeit auf der Website unseres Partners CSKC (Lebanon Support Civil Society Knowledge Centre) zur Verfügung.


Als konfliktsensitive Methode und Hilfsmittel für den Umgang mit der Kriegserinnerung haben wir zusammen mit unseren Partnerorganisationen das Handbuch „The Memory of the War“ entwickelt. Es wird von Lehrern und Lehrerinnen öffentlicher und privater Schulen ebenso wie von NGO-Fachkräften genutzt, um vergangene und aktuelle Gewalt bei den Jugendlichen zu thematisieren und eine Erinnerungskultur zu etablieren. Die Teilnehmenden können über ihre eigenen Bürgerkriegserfahrungen sprechen und werden in gewaltfreier Kommunikation geschult. Bei den Schulungen stehen uns mehrere Partnerorganisationen wie die Fighters for Peace zur Seite.
Um Lehrerinnen und Lehrern zu helfen, das Interesse ihrer Schüler und Schülerinnen für verschiedene Darstellungen des Bürgerkriegs zu wecken, arbeiten wir zusammen mit ihnen und der Lebanese Association for History (LAH) auch an der Entwicklung kreativer und interaktiver Lernmethoden wie dem Lernen von Bürgerkriegsgeschichte durch das Erkunden von Gedenkstätten.